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Hello Mr. Africa

Dieser Mann hat sogar den Löwen das Beutefilet stibitzt...


Kaum einer hat den Tourismus in Afrika so geprägt wie Colin Bell. Viele würden sogar sagen, er hat die moderne Safari, wie wir sie heute kennen und lieben, erfunden. Im Gespräch mit Stephanie Elingshausen erinnert sich der 66-jährige Unternehmer an seinen ersten Ausflug in den Busch, daran, wie er mit 1’400 US-Dollar seine erste Lodge baute und an seinen größten Erfolg: Nachdem die Nashörner in Botswana ausgestorben waren, hat er die seltenen Tiere dort wieder angesiedelt.


Das Fernweh wächst, wenn man Colin Bell zum Zoom-Interview trifft. Während in meinem Büro im Amalienschlösschen, in der unaufgeregten Wetterau bei Frankfurt, der Regen gegen die Fensterscheiben prasselt, sitzt Colin vergnügt auf einer sonnigen Veranda in seiner Heimat Südafrika. Im Hintergrund ist ein Wasserloch zu sehen, an dem sich eine Herde Elefanten tummelt. Die Jungen spielen unter den wachsamen Augen ihrer Mütter und Tanten. Colin lehnt sich in seinem Korbstuhl zurück und antwortet ausführlich auf alle Fragen, so als säßen wir tatsächlich – so wie bei unserem letzten Treffen vor zwei Jahren – gemeinsam im Busch. Zwischendurch steht er auf und holt sich eine Flasche Bier, die er mit einem breiten Grinsen öffnet. „Wir sollten auch in schwierigen Zeiten nicht vergessen, wie man das Leben genießt“, sagt er und prostet in die Laptop-Kamera.

STEPHANIE ELINGSHAUSEN: Colin, als du 1983 ‚Wilderness Safaris‘ gegründet hast, gab es Safaris, wie wir sie heute kennen, noch gar nicht. Entweder man fuhr, recht abenteuerlich, mit Zelt, einer Menge Mut und geringen Ansprüchen, einfach in den Busch oder man mietete sich in einer Lodge bei einem Farmer ein. Damals dröhnten Dieselmotoren in der Nacht, um Klimaanlagen und Kühlschränke zu betreiben, Großwildjagden waren ein beliebter Reichen-Sport und die Gewinne flossen größtenteils in die Taschen ohnehin schon betuchter Ausländer.


COLIN BELL: So war es! Die lokale Bevölkerung ging fast immer leer aus, für den Tier- und Umweltschutz wurde nichts getan. Damals kamen meist nicht einmal die Menschen, die in einer Lodge als Koch oder Kellner arbeiteten, aus den lokalen Communities, sondern wurden von weit weg engagiert. Ich erinnere mich an eine Studie, die Anfang der 1990er-Jahre veröffentlicht wurde. Darin landete der Tourismus – nach dem Bergbau – auf dem zweiten Platz in Sachen Umweltzerstörung.


STEPHANIE: Heute ist das ganz anders. Der Tourismus hat sich um 360 Grad gewandelt. Von dem Geld, das die Reisenden auf den Kontinent bringen, profitieren heute mehr und mehr die Locals und auch die Natur. Dazu hast du, Colin, persönlich eine ganze Menge beigetragen. Erzähle uns doch bitte deine aufregende Geschichte einmal von ganz vorne. Du bist in Südafrika geboren. Weißt du noch, wann du auf deiner ersten Safari warst?


COLIN: Meine Eltern haben mich als 18 Monate alten Säugling mit in den Busch genommen. Auch wenn ich mich daran nicht erinnern kann, bin ich mir sicher, dass damals schon der Grundstein für meine große Leidenschaft gelegt wurde. Während des Studiums war ich nur so oft in der Uni, wie es unbedingt sein musste. Wann immer es möglich war, erkundete ich mit meinem VW-Kombi fremde Gegenden. Irgendein Abenteurer hatte den Wagen offenbar von Europa aus durch Afrika bis zu uns ans Kap gefahren.


STEPHANIE: Woher weißt du das?


COLIN: Der Kombi hatte ein deutsches Nummernschild. Das haben wir kurzerhand umgedreht und mit Pinsel und schwarzer Farbe unser neues Kennzeichen darauf geschrieben.


STEPHANIE: Und so ging es dann einfach los.


COLIN: Kreuz und quer. Wir brauchten ja nicht viel zu unserem Glück. Luftmatratzen, Wasserkanister, ein paar Vorräte und eine grobe Landkarte. Der wilde Busch war unser größtes Abenteuer. Wenn wir ein kühles Bier trinken wollten, haben wir eine Dose in eine nasse Socke gesteckt und sie an den Außenspiegel gehängt. Der Fahrtwind hat das Getränk so gut es ging gekühlt. Wir waren jung, wilde Tiere kannten wir von klein auf, es gab keine Vorschriften – heute nicht mehr vorstellbar.

STEPHANIE: Wow, ich bin gerade ein bisschen neidisch, was für eine Freiheit, was für ein Erlebnis.


COLIN: 1977 hatte ich mein Studium in der Tasche und zwei Jobangebote. Das eine war in Namibia. Dort sollte ich viel Geld verdienen. Das andere in Botswana – das versprach wenig Geld, aber dafür viel Spaß.


STEPHANIE: Lass mich raten…


COLIN: … ja, natürlich, ich war 23 Jahre alt. Ich habe eine Münze geworfen und die hat mich nach Botswana geschickt. Das war ein Glück, denn dort habe ich meinen Lehrer Saraqo kennengelernt. Ein Einheimischer. Er sprach kaum ein Wort Englisch, aber er hat mir doch so viel über das Leben im Busch beigebracht wie keiner sonst. Zusammen haben wir einem Löwen die Beute geklaut.

STEPHANIE: Wie bitte? Was habt ihr gemacht?!


COLIN: Es gibt einen Trick, Saraqo kannte ihn. Wir haben uns mit mehreren Leuten untergehakt und eine lange Reihe gebildet. So sind wir, mit festen Schritten, nebeneinander auf den Löwen zugegangen. Dieser Anblick hat das Tier so beeindruckt, dass er sich zurückgezogen hat. Wir Menschen haben dem das Filetstück stibitzt und es am Abend über dem Lagerfeuer gegrillt.


STEPHANIE: Eine unglaubliche Geschichte!


COLIN: Jeder Tag war ein Abenteuer. Das ging auch mit Chris, meinem ersten Geschäftspartner, so weiter. Er war Neuseeländer, sechs Jahre jünger als ich. Wir hatten kaum Geld. Um genau zu sein, hatte jeder von uns umgerechnet 700 US-Dollar in der Tasche. Aber wir hatten genügend Energie und machten uns voller Elan daran, unsere eigenen ersten Safaris anzubieten. Der Schwerpunkt war die Vogelbeobachtung. Was uns besonders machte, war Chris’ großartig gute Laune und seine Liebe zur Schwarzen Mamba.


STEPHANIE: Die Schwarze Mamba ist eine der giftigsten Schlangen der Welt! Wenn sie ihr Maul aufreißt und man in diesen tiefschwarzen Schlund schaut, wird einem bang!


COLIN: Eben. Aber Chris wusste mit ihnen umzugehen und hat die Reptilien, die übrigens bis zu 4,5 Meter lang werden können, mit bloßen Händen gefangen. Das war schon ein ziemlich cooles Erlebnis für unsere Gäste. Aber noch wichtiger war sein einnehmender Humor. Nach einem erlebnisreichen Tag saßen wir abends am Lagerfeuer und haben uns kaputtgelacht, wenn Chris seine Geschichten erzählt hat. Das sprach sich rum und bald hatten wir für unsere Touren lange Wartelisten.


STEPHANIE: Gerade in unserer Branche ist es unglaublich wichtig, sich mit positiv denkenden Menschen zu umgeben. Wenn ich auf einer Reise von einem Guide begrüßt werde, der mich herzlich empfängt, dann fühle ich mich gleich wohl. Wenn dann mal was klemmt, dann ist das nicht mehr so wichtig.

COLIN: Ja. Deshalb haben wir bei der Personalsuche immer nach Menschen Ausschau gehalten mit dem Herz auf dem rechten Fleck und einem breiten Lächeln. Charaktere, die sich durch ihre Empathie und offene Art für ihre Kollegen und Gäste auszeichnen. Gerade im Busch passieren ständig unvorhersehbare Dinge. Doch wer seine gute Laune auch dann nicht verliert, wenn er bei 40 Grad im Schatten einen Reifen wechseln muss, der war und ist bei uns richtig. Als wir dann später expandierten, haben wir genau diese Leute gefragt, ob sie bei uns mitmachen möchten.


STEPHANIE: Trotzdem. Mit guter Laune alleine baut man auch keine Lodge. Wie um alles in der Welt seid ihr mit nur 1’400 US-Dollar ausgekommen?


COLIN: Aus heutiger Sicht war gerade das ein Segen. So hatten wir kein Geld, selbst Land zu kaufen, und machten aus der Not eine Tugend. Wir gingen Kooperationen mit der lokalen Bevölkerung ein. Wir besuchten die Stammesfürsten der Dorfgemeinschaft, stellten ihnen unsere Idee, eine Lodge zu bauen, vor und fragten, ob sie mitmachen wollten. Ich werde nie vergessen, wie ich im Nordwesten Namibias den Chef einer sehr armen Gemeinde traf. Der Wagen, auf dem er angefahren kam, hatte eine gebrochene Achse und wurde von einem Esel gezogen. In seinem Dorf hatte niemand einen richtigen Job. Die Wenigsten hatten überhaupt ein intaktes Zelt und es gab natürlich kein fließendes Wasser. Aber die Menschen waren offen für unseren Vorschlag.

STEPHANIE: Das war das Damaraland-Camp, das ihr da eröffnet habt? Das gibt es bis heute, und wenn ich richtig informiert bin, dann gehört die Gemeinschaft heute zu den reichsten der Region. Die Menschen, die dort arbeiten, können es sich leisten, ihren Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen. Euer Konzept hat Schule gemacht. Etwa ein Drittel aller Safari-Camps werden heute von lokalen Gemeinschaften betrieben, denen auch das Land gehört.


COLIN: Darauf sind wir sehr stolz. Aber ich habe auch das Gefühl, je mehr man Dinge tut, die richtig sind, desto mehr Gutes passiert einem auch. Mein größter Erfolg ist die Wiederansiedlung der Nashörner in Botswana.


STEPHANIE: In den 1960er-Jahren gab es südlich der Sahara noch rund 100’000 Rhinozerosse.


COLIN: Niemand konnte sich damals vorstellen, dass diese Tiere jemals aussterben könnten.


STEPHANIE: Doch dann explodierten die Bevölkerungszahlen. Immer mehr Bauern okkupierten mit ihren Vieherden immer mehr Land. Gleichzeitig begann in Ostafrika eine massive Welle der Wilderei, die sich bald auf den ganzen Kontinent ausdehnte. 1995 waren fast 98 Prozent aller Spitzmaulnashörner verschwunden, der verbliebene Bestand wurde auf gerade einmal 2’410 Tiere geschätzt.


COLIN: Ja, das wertvolle Horn wurde in erster Linie für die Herstellung traditioneller chinesischer Medizin verwendet.


STEPHANIE: In Vietnam gilt es sogar als schick, seinen Gästen Nashornpulver zu alkoholischen Getränken anzubieten. Das soll dem Kater am nächsten Morgen vorbeugen. Wissenschaftler sagen natürlich, das sei völliger Quatsch – aber das interessiert niemanden.


COLIN: Und im Jemen war es in den 1970erJahren große Mode, Dolchgriffe aus Nashorn-Horn schnitzen zu lassen. Auch das heizte die Wilderei stark an. Erst fiel es uns gar nicht auf, dass wir immer weniger Nashörner sahen. Aber plötzlich – von einem Tag auf den anderen – waren sie verschwunden. In Botswana war das so ungefähr 1986/87. Schluss. Aus. Es gab kein einziges Nashorn mehr. Wir waren Zeugen geworden, wie eine so unglaubliche Tierart, quasi vor unseren Augen, ausstarb. Das hat uns zutiefst erschüttert. Da machte sich ein Gefühl von Leere in uns breit, weil ein so wichtiger Teil des Ganzen fehlte.


STEPHANIE: Und ihr habt euch vorgenommen, das wieder rückgängig zu machen. Was für eine Herausforderung!


COLIN: Anfang der 1990er-Jahre setzten die USA durch, dass Staaten wie China und Taiwan Nashornpulver aus der traditionellen Medizin verbannten. In vielen Ländern Afrikas, wo es noch wenige Nashörner gab, erholte sich daraufhin die Population schnell. In Botswana konnte sich nichts erholen, weil schlichtweg keine Tiere mehr da waren. Also nahmen wir Kontakt zur Regierung auf. Es dauerte bis zum Jahr 2001, bis sie uns endlich erlaubten, vier Rhinos aus Südafrika zu kaufen, sie nach Botswana zu fliegen und im Okavangodelta anzusiedeln.

STEPHANIE: Der Ort ist für diese gigantischen ‚Einhörner‘ phantastisch! Die weitläufigen Grasflächen werden saisonal überschwemmt und bieten dadurch üppigen Lebensraum für viele Tiere. Und auch für die Touristen ist das ein absolutes Highlight. Man fährt in Einbaumbooten vorbei an Flusspferden, Elefanten, Krokodilen – das ist wie ein Garten Eden.


COLIN: Ich werde den Tag nie vergessen, als wir unsere Rhinos aus dem umzäunten Gebiet entlassen haben. In dem Moment sind die Tiere offiziell in den Besitz des Staates übergegangen. Das heißt –, als wir den Nashörnern die Freiheit schenkten, haben wir de facto viele Millionen Pulas (die nationale Währung von Botswana, die Red.) verloren – und sind gleichzeitig so viel reicher geworden. Die Leere war weg! Wir haben eine riesige Party gefeiert!


STEPHANIE: Hmmm, wer gibt – bekommt. Das war der Beginn einer großen Erfolgsstory. Heute sieht man mit etwas Glück bei jeder Safari in Botswana auch ein Nashorn. Das ist auf euer Engagement zurückzuführen. Respekt!


COLIN: Das Gute ist, dass viele andere Regionen unserem Vorbild gefolgt sind. Denn sie haben erkannt, dass der Tourismus davon profitiert, wenn die Natur komplett ist. Nashörner sind ein Touristenmagnet und Touristen bringen Geld. Das ist ein Anreiz, die Rhinos und andere Tiere zu schützen. Schade nur, dass die Regierung in Südafrika wieder Lizenzen zum Abschuss erteilt hat und damit auch die Wilderei wieder zugenommen hat.


STEPHANIE: Man kann ein Nashorn, einen Löwen oder einen Leoparden millionenfach fotografieren – aber ihn nur ein Mal erschießen. Zum Wohle der Tiere, der Menschen vor Ort, aber auch der ganzen Reise-Industrie gehört Jagdtourismus verboten: Ich bin immer wieder erstaunt und persönlich betroffen, dass diese Erkenntnis auf taube Ohren stößt. Colin, der Schutz der Tiere und der Umwelt ist zunehmend dein Thema geworden. 2005 hast du deine Anteile an ‚Wilderness Safaris‘ verkauft. Obwohl die Geschäfte doch recht gut liefen. Ihr hattet sehr erfolgreiche Lodges in sieben Ländern. Warum?


COLIN: Viele unserer jüngeren Partner hatten sich in den Kopf gesetzt, sich an der Börse listen zu lassen. Doch das entsprach einfach nicht meiner Vision. Ich will mir nicht von Analysten vorschreiben lassen, wie ich meinen Laden zu führen habe. Außerdem hatte ich eine neue Idee…


STEPHANIE: Du hast dann ‚Great Plains Conservation‘ gegründet. Das sind Lodges in Botswana, Kenia und Zimbabwe, die sehr konsequenten Naturschutz betreiben. Wenn ich mich richtig erinnere, ist diese Idee bei einem Kanutrip durch die Wildnis entstanden, das hast du mir bei unserem letzten Treffen erzählt. Da saßt ihr in euren kleinen Booten, große Denkerinnen und Denker, Chefs von Umweltorganisationen, Wildlife-Fotografen, allesamt Aktivisten für die gute Sache. Und ihr wart euch einig: „Wir haben nicht genug bewirkt …“

COLIN: Das stimmt! Die besten Ideen kommen mir immer, wenn ich einige Zeit in der Wildnis bin. In den ersten Tagen hänge ich noch alten Gedanken nach und hadere mit Problemen. Aber irgendwann wird der Kopf frei. Auch nach 9/11, als der Tourismus, so wie jetzt, am Boden lag, habe ich so eine Tour gemacht. Ich bin damals zu der Überzeugung gelangt, dass man den Umweltschutz wirtschaftlicher angehen muss. Das heißt, dass der Ausbau von Schutzzonen nicht allein durch Spenden oder staatliche Mittel finanziert werden kann. Vielmehr sollte das Geld von den Touristen – etwa über deutlich höhere Eintrittsgelder in die Nationalparks – kommen.


STEPHANIE: Ich denke, das wäre der beste und einzig sinnvolle Weg.


COLIN: Ja. Vor fünf Jahren habe ich dann wieder einen Cut gemacht. ‚Great Plains‘ war quasi ein Selbstläufer, kommerziell, aber auch in Sachen Naturschutz gut aufgestellt. Es war Zeit für etwas Neues. Man muss wissen, ich bin extrem ungeduldig. Also bin ich tausende von Kilometern quer über den afrikanischen Kontinent gereist und habe Lodges und Projekte auf Herz und Nieren geprüft. Nachhaltigkeit darf kein Werbegag sein.


STEPHANIE: Es waren über 100 Lodges, die du besucht hast. In ‚Africa’s Finest‘, einem richtig dicken Wälzer, stellst du die Lodges vor, die gut und nachhaltig wirtschaften. Und als dein Buch auf dem Markt war, da war das Kapitel damit auch schon wieder abgeschlossen: Mission accomplished. Nächster Meilenstein, Mr. Africa gründet wieder eine neue Collection von Lodges. Wie gerne hätte ich ein Kilo deiner Energie!

COLIN: Das war gefühlt kein Neuanfang, sondern eine für mich logische Weiterentwicklung des Buchprojektes. Ich habe bei diesen Reisen viel gelernt und daraufhin ein neues Portfolio kreiert: ‚Natural Selection‘. Das sind neue Lodges, die all diese Erkenntnisse aufnehmen und bestehende Projekte, die diesen neuen, besseren Weg gehen wollen.


STEPHANIE: Im Moment erlebt die Reisebranche die größte Krise, die es jemals gab.


COLIN: Verrückt, oder? Da denkt man, man ist ein alter Hase und hat schon alles erlebt, und dann kommt Corona!


STEPHANIE: Ist wohl mal wieder Zeit für einen Bootstrip, um neue Ideen zu finden, oder?


COLIN: (Lacht und nimmt einen Schluck aus der Bierflasche.) Da sagst du was! Ich bin mir sicher, dass wir diese Krise überstehen werden. Jetzt ist es wichtig, dass die Eigentümer der Lodges zu ihren Projekten stehen. Sie müssen Geld aus der eigenen Tasche zuschießen, damit die Angestellten auch in dieser Zeit versorgt sind. Aber was den nächsten Bootstrip angeht: Ich hab da schon eine Idee, welche Gedanken ich weiterentwickeln will.


STEPHANIE: Verrätst du sie mir?


COLIN: Es geht um die Frage, welche Einkommensmöglichkeiten es neben dem Tourismus für den afrikanischen Kontinent gibt. Afrika speichert in seinen Böden, den Wäldern und dem Grasland große Mengen Kohlenstoff und produziert Sauerstoff. So liefern wir einen wichtigen Beitrag für unser Klima und verlangsamen die Erderwärmung. Ich bin der Ansicht, dass die Industriestaaten, die maßgeblich für die Verschmutzung verantwortlich sind, dafür Kompensationszahlungen leisten müssen.


STEPHANIE: Du sprichst von CO2-Zertifikaten, die es für die afrikanischen Staaten finanziell interessant machen, nachhaltige Projekte zu fördern.


COLIN: Genau. So hätten wir ein größeres Budget dafür, etwa unsere National Parks intakt zu halten, und könnten vielen Menschen Arbeit und eine Zukunft geben.


Colin Bell ist für mich Mr. Africa. Ein Vorbild. Wir kennen uns seit über 20 Jahren, ich würde ihn als Mentor bezeichnen. Er hat mir klar gemacht, was Artenschutz bedeutet. Unter anderem schickte er mir eine Statistik über das Aussterben der Wildtiere. Nun, Statistiken gibt es viele. Diese allerdings umfasste gerade einmal 50 Jahre – ein Zeitfenster, das ich greifen und verstehen kann. Zu sehen, dass in dieser kurzen Spanne so viele wunderbare Tiere ausstarben, das war tief beeindruckend und hat mich geprägt. Lieber Colin, dieses Interview hat Gewicht. Wie sagt man in diesen Zeiten – systemrelevant!

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